Fälschungen

Wo Geld verdient wird, lassen die Schurken nicht lange auf sich warten.

 

Als sich abzeichnete – so etwa 1990 – dass es alte Figuren aus dem Ei gibt, die eine enorme Wertsteigerung erfahren haben, kamen die Fälscher auf den Plan.

 

Die frühen Serien hatte in der Regel Kleinteile an den Figuren, die über die Jahre vor dem Sammelboom einfach verloren gingen. Allen voran die Ansteckteile der Schlümpfe aus den Serien von 1979 bis 1984. Stelzen, Löffel und Ei, Spiegel, Flöten und und und.  

Eine kleine Auswahl gefälschter Zubehörteile verschiedener Generationen


Ein "dental" nachgegossener Korb von Trick 1987 mit zwei Gußnähten.

Während die Figuren dazu noch zu Hauf vorhanden waren, fehlten ihnen oft die Ansteckteile.

 

Die ersten Fälschungen stammen aus den ganz frühen 1990ern. Heute nennen wir diese Fälschungen „Dentalfälschungen“. Im Prinzip wurde aus einem Original eine Abgußform erstellt. Das Wissen dazu existierte bereits seit den 70er Jahren, da es das gleiche Prinzip ist, dass man auch beim herstellen von Zinnfiguren nutzt. Und wer schonmal den 30 jährigen Krieg nachgegossen hat, der kommt auch mit einem Schlumpf klar.

 

 

Diese ersten Fälschungen gelten bis heute zu den besten überhaupt. Warum?

 

Durch das Abgießen wurden alle Merkmale des Originals mit kopiert. Moderne Fälschungen sind digital erstellt und dann im maschinellen Verfahren gespritzt. Abrisspunkte, Gusskreise, die man an Originalen hat, fehlten oder wurden zu ungenau nachgemacht. Doch diese dentalen Abgüsse hatten alle Merkmale. Die Fälscher hatten jedoch ein großes Problem. Durch das Abgießen entstand eine neue Gussnaht. Die Fälschung hatte also die original Naht und die neue Naht durch den zweiten Abguss. Und das ist genau das Merkmal, an dem man eine „Dentalfälschung“ am ehesten erkennt.  

 

Einige Fälscher versuchen ihre Spuren zu verwischen, indem sie die Naht noch einmal erhitzen und dann glätten. Doch auch das erkennt man gut, da es aussieht, als hätte man die Figur gespachtelt.

Mit die erste Erwähnung finden diese Fälschungen bereits 1995. Zu einer Zeit, als die Information noch vorwiegend über Sammlerzeitschriften ausgetauscht wurden und das Internet nicht annähernd eine solche Rolle spielte wie das heute der Fall ist. Eigentlich noch überhaupt keine.

 

In der Zeitschrift Surprise News erschien 1995 ein kleiner Artikel, der einige Dentalfälschungen zeigte. Damals hatte diese Art der Fälschungen noch keinen Namen, sodass man von aufgequollenen Nähten sprach. 

 

Es zeigt aber, dass die Fälschungsgefahr nun bereits über Dekaden Teil der Sammlerwelt ist und es gibt höchstwahrscheinlich eine Vielzahl unentdeckter Fälschungen in altgedienten Sammlungen. Böses erwachen vorprogrammiert. 


Doch Vorsicht....natürlich haben die Fälscher auch das versucht zu vertuschen. So gibt es Fälschungen von Kleinteilen und auch ganzer Figuren, bei denen die neue Naht genau auf die Originalnaht gelegt wurde. Manchmal mehr und manchmal weniger gut. Diese Figuren haben oftmals eine wesentlich dickere und unsaubere Naht, als die Originale. Allerdings gibt es auch Ausnahmen und die sind besonders gefährlich. Nicht jeder Sammler ist mit einer hochauflösenden Lupe bestückt. 

 

 

Doch...bis dass alles hier erst einmal bekannt wurde, waren schon Tausende dieser Figuren in Umlauf und standen in den Sammlungen dieser Welt als „original“.

Eine sehr gute Fälschung einer Bärenfellmütze. Die doppelte Naht an der Trommel ist ganz dünn und nur unter einer hochauflösenden Lupe zu sehen.


Wie kann man sich schützen?

 

Neben Aufklärung auf diversen Websites, haben wir eine Facebookgruppe mit dem Namen „Ü-Ei-Fälschungen ohne mich“. Dort kann man seine Figuren zur Diskussion stellen. Es gibt auch Literatur dazu. Fälschungsmerkmale findet man im aktuellen O-Ei-A Katalog oder in unserem Buch „Das Fälschungsbuch“, welches es überall im Handel gibt.

 

 

Du willst ganz sicher gehen? Teste unseren Prüfservice auf dieser Homepage.

Einzelteile und auch ganze Figuren werden gefälscht. Hier spricht man von "Industrierepliken", da sie im Spritzgussverfahren hergestellt und in hohen Stückzahlen produziert und vertrieben wurden. 

Wie prüft man Figuren?

 

 

Wenn man teure und seltene Figuren sammeln möchte, kommt man um dieses Thema nicht herum. Es ist unbedingt erforderlich, dass man sich ein gewisses Basiswissen aneignet. Sonst zahlt man Lehrgeld und zwar sehr viel.  

 

Welche Fälschungen gibt es?

 

 

Bei Hartplastikfiguren und deren Zubehör unterscheidet man zwischen Industriefälschungen und Dentalreplikaten. Es gibt aber noch andere Möglichkeiten.

Industriefälschung

 

Unter professionellen Bedingungen im Industriestandard hergestellte Massenfälschungen. Das sind Teile und Figuren, die mit großen Spritzgußmaschinen hergestellt wurden. Diese Gießformen lohnen sich erst ab mehreren 100.000 Stück. Eine solche Gießform kostet um die 4000,- €. Es wurden also enorme Stückzahlen produziert, damit es sich lohnt. Diese Stückzahlen sind demnach auch im Umlauf.

  

Industriefälschungen wurden in mehreren Generationen hergestellt und immer wieder verbessert. Hier prüft man Abrisspunkte, Gußpunkte, Umlaufnähte und UV-Verhalten. Alleine vom Schlumpfzubehör gibt es inzwischen sicherlich 6 – 8 Verbesserungen.

 

 

Eine typische Spritzgußform für falsche Hippo Brillen der Fitness Hippos. 

 

Sie wiegt etwa 15 kg und kostet um die 4000,- €. Man muss also schon ein paar Brillen verkaufen, um das wieder rein zu holen. 

Dentalfälschung

 

Quasi die Fälschung in Heimarbeit. Von einem Original wird eine Gießform hergestellt. In der Regel besteht diese Form aus Latex, Kautschuck oder Ölsand. Damit werden dann Einzelstücke nachgegossen. Auch so eine Form hält mehrere Hundert Güsse aus, bevor sie kaputt geht.

 

 

Bei der Dentalfälschung werden durch das abgießen alle optischen Merkmale eines Originals mit kopiert. Es entstehen durch die Herstellung jedoch neue Merkmale, die sie vom Original unterscheiden. Dazu muss man wissen, dass eine Gussform in der Regel aus zwei aufeinander liegenden Teilen besteht. Dort wo sie aufeinander liegen, entsteht beim Gießen eine neue Umlaufnaht. Die „neue“ Figur hat dann also die Originalnaht (weil mitkopiert) und eine neue Naht von der Nachgußform, die man dann Dentalnaht nennt. Das ist das Haupterkennungsmerkmal von Dentalfälschungen.  

 

Nicht bei allen Dentalfälschungen ist die zweite Naht so deutlich zu sehen, wie hier auf unserem Beispielbild. Links die kopierte Originalnaht, rechts davon die unsaubere, neue Naht.

 

Auch Fälschungen ohne Doppelnaht sind möglich. Hierzu wird ein Original mit Latex eingepinselt und das Harz über die z.B. Fußsohlen eingegossen. So erhält man eine Dentalfälschung ohne doppelte Naht. Hier unterscheidet man dann natürlich den Unterboden und das UV-Verhalten von Lack und Grundmaterial vom Original. 

Hier gibts einen furchtbaren Film von uns dazu.....aber die Info zählt...

Gestauchte Figuren

 

 

Die „Kurzhals-Kaa“ aus der Serie Dschungelbuch ist eine der beliebtesten Varianten. Das haben auch Fälscher bemerkt. Man kann eine Figur in der Form verändern, wenn man sie erhitzt. Das haben die Fälscher in der Vergangenheit auch sehr gerne getan. Das geht schon mit einer simplen Glühlampe, wie unser Beispiel links zeigt. 

 

Wenn einem eine solche Figur, egal ob Kaa oder eine Andere, angeboten wird, sind die Gußpunkte der wichtigste Prüfpunkt. Sie müssen rund sein. Ovale Gußpunkte deuten auf eine nachträgliche Erwärmung hin.  

Farbfälschungen

 

 

Wer einen Edding hat, kann auch Figuren fälschen. Daher ist vor Farbvarianten große Vorsicht geboten. Zuerst prüft man, ob die andere Farbe überhaupt irgendwo in der Serie vorkommt, oder jetzt plötzlich nur bei dieser Figur.

 

Handbemalte Figuren können mal abweichen, wenn dem Bemaler eine der Farben ausgegangen ist. Aber gänzlich andere Farben, als die in der Serie verwendeten fallen aus.  

Rohlinge

 

Es gibt im Baumarkt erhältliche Mittelchen, welche die Farbe von einer Figur ganz einfach ablösen, ohne die Figur selbst zu beschädigen. Man muss sie dafür nicht einmal anfassen. Einfach in ein Glas stellen und warten.

 

Ja, es gibt sicherlich original Rohlinge. Es gibt jedoch inzwischen dermaßen viele Fälschungen davon, dass dieses Sammelgebiet kaputt ist.

 

Prüfpunkte wären eine hochauflösende Lupe, um in Ritzen, Augen, Fußnägel und allen engen Stellen zu schauen, ob dort Kratzspuren oder Farbpigmente zu finden sind. Vor allem der Abrißpunkt zeigt oft, dass noch alte Farbei darin hängt. Auch auffällig "ausgekratzter" Abriß ist ebenfalls ein Indiz für eine Fälschung.  

 

Eine raue Oberfläche des Rohlings deutet auf einen Sandstrahler hin.  

Rechtes, unteres Bild....hier muss man nur noch mit Wasser abspülen. Fertig ist der Rohling. 

Beipackzettel und PAH

 

Um BPZ, Puzzle und PAH prüfen zu können, muss man wissen, dass es früher noch keine Laserdrucker gab. Die wurden erst so Anfang der 1990er in der Industrie eingeführt. Davor wurde die Farbe noch in das Papier gedrückt, bzw. das Papier damit getränkt.

 

Dieses Verfahren gibt es heute nicht mehr. Es wurde – in der Regel vom Offsetdruckverfahren – abgelöst. Hier wird die Farbe auf das Papier aufgelegt.

 

BPZ, PAH und auch Puzzle können nicht nachgebaut werden. Man muss sie abfotografieren oder einscannen. Das bringt immer einen Qualitätsverlust gegenüber dem alten Druckverfahren mit sich.

 

Es gibt zwei Verfahren, mit denen gefälschte BPZ hergestellt wurden.

 

Farbkopie

 

Hier wurde ein BPZ abfotografiert und dann mit einem Farbdrucker im Copy-Shop auf Übergröße ausgedruckt. Danach wurde dieser Druck mit Lackstiften verfeinert. Unscharfe Ränder geglättet etc. Im Anschluss wurde der BPZ wieder „klein kopiert“. Im Ergebnis hat man einen BPZ, der gestochen scharfe Schriften hat. ABER....das Milch + Kakao Schild kann man so nicht manipulieren.  

Offsetdruck

 

Die meisten BPZ und PAH, die heute im Umlauf sind, sind abgescant und mit einem Laserdrucker wieder ausgedruckte Kopien. Erkennungsmerkmal ist hier die viel zu grobe Körnung der kleinen Schriften. Das Copyright (R) z.b. und natürlich wieder das Milch + Kakao Schild. Die Buchstaben von KINDER innen sind körnig.

 

 

Beim (R) Test muss man aber aufpassen. 1991 bis 1992 haben auch originale BPZ von Ferrero krümmelige (R)s. (Badezimmerzwergen, Peppy Pingos). Die anderen Merkmale gelten jedoch weiter.  

 

Mit der Verbesserung von Fotoprogrammen, war es auch möglich körnige (R)s durch digital nachgebesserte (R)s als JPG auf das Bild zu legen. Diese Zettel haben scharfe (R)s, die aber ggf. einen eckigen Rand haben, da diese Verbesserung so erfolgte, dass man ein JPG Bild in des BPZ Bild einfügen musste. Also prüft man immer Beides. Das (R) und das Milch und Kakao Schild. 

Bei PAH schaut man sich die Ränder der Schriftzüge an. Originale sind nicht ausgefranst, sondern gestochen scharf – auch unter einer 24er Lupe.

 

Kurz, man benötigt schon einiges an Wissen, um mit solchen Sammelobjekten sicher arbeiten zu können.

 

 

Hier kommt eine kleine Auflistung, was man schon im Haus haben sollte.  

Lupen

 

Eine mit 10facher und eine Leuchtlupe mit 24facher Vergrößerung.

 

Am besten eine, die man auch auflegen kann, um BPZ zu prüfen.

 

 

Für Dentalfälschungen der alten Generation empfehlen wir zudem noch ein Handmikroskop mit 60 – 80 facher Vergrößerung. Das findet auch dünnste Doppelnähte.

 

Wir haben all diese Artikel in der Regel hier in unserem Online-Shop für kleines Geld.

UV-Licht

Unter UV wurden schon viele Fälschungen entlarvt. Voraussetzung dafür ist, dass man ein sicheres Original hat, um zu vergleichen. Aber auch bei echten Figuren gibt es Abweichungen unter UV, da hier und da verschiedene Resine benutzt wurden.

 

Zur Prüfung empfehlen wir einen handelsüblichen Geldscheinprüfer. Ein Standgerät mit mindestens 12 Watt.  

Literatur

 

In den aktuellen Katalogen finden sich einige Infos zu Fälschungen. Das Thema ist jedoch so umfassend, dass man das nicht klein klein in den Katalog pressen kann. Dennoch ist er sehr hilfreich. Dazu empfehlen wir „Das Fälschungsbuch“.

 

Doch viel besser, als allein im Kämmerlein Bücher zu wälzen, ist die aktive Suche im Internet. Facebookgruppen für Ü-Ei-Sammler gibt es viele und dort sitzen auch einige Fachleute, die gerne Fragen beantworten.

 

 

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Text und Bilder (c) Michael Graf 2020