Historische BPZ Fälschungen

Bevor es im Figurenbereich Industriefälschungen im großen Stil gab, gab es Dentalreplikate, welche im heimischen Bereich gemacht wurden. 

 

Ähnlich verhielt es sich mit Beipackzetteln. Bevor der Laserdrucker in die privaten Haushalte einzog, gab es nur Tintenstrahldrucker. Der Offsetdruck wurde erst gegen Mitte der 90er Jahre in der Industrie eingeführt. 

 

Doch wie wurde das gemacht?

 

Heute ist es einfach zu fälschen. Man macht ein Foto, schneidet das Bild, druckt es aus. Fertig. 

 

Damals, als Tintenstrahldrucker das Maß der Dinge waren, lief das etwas komplizierter ab.

Anfang der 1990er wurden die ersten Beipackzettel professionell gefälscht. Das Verfahren hierzu war kompliziert und bedurfte gleich mehrerer Gerätschaften. 

 

Das Hauptgerät war ein Kopierer, der in Farbe ausdrucken konnte. Doch so einfach war es nicht. Zu dieser Zeit hatten Farbkopien einen hohen grafischen Verlust. Der Farbkopierer legte das Bild auf das Blatt. Er tränkte das Papier nicht damit. Doch die Beipackzettel der 1980er waren genau so hergestellt. Das Papier wurde mit der Farbe getränkt. Die Fälschung war also mit bloßem Auge erkennbar. Oft stimmte auch die Größe nicht, da die Geräte nicht immer 1 zu 1 kopierten. Diese Fälschungen waren nichts für den Ü-Ei-Markt. Etwas Anderes musste her. 

Das Problem war, dass die Buntkopien durch schlichtes anfassen schon entlarvt waren. Der Druck (Kopie) glänzte und die Oberfläche war zu glatt. Es sah wie ein auf Papier gedrucktes Foto aus. 

 

 

Die Lösung: Wieder der Buntkopierer, doch diesmal wurden die Kopien stark vergrößert. Man erstellte quasi BPZ Rohlinge zur weiteren Verarbeitung.

 

Diese großen Kopien waren ca. 30 cm lang. Gerade so groß, dass man mit DIN A4 Blättern arbeiten konnte. 

Das Bild zeigt die großen Buntkopien und normalgroße Beipackzettel.


Man muss wissen, dass so eine Buntkopie etwa

4 - 6 €  kostete, da die Technik zu dieser Zeit keine 10 Jahre alt war. Es war also kostspielig im Vergleich zu heute. Von eigentlich jedem Beipackzettel der 1980er bis hin zu den Drolly Dinos wurden diese Musterzettel hergestellt. Etliche davon befinden sich in unserem Besitz und sind auf diesen Fotos abgebildet. 

 

Was passierte danach?

 

Jetzt begann die eigentliche Arbeit. Durch Windows 95 war es nun möglich Bilder an einer grafischen Oberfläche zu bearbeiten. Es gab jedoch keine guten Digitalkameras. Aber es gab Scanner mit bis zu 1200 dpi im Fachhandel. Diese kosteten damals um die 100 - 150 € und waren damit erschwinglich. 

 

 

Der Fälscher ging nun her und zog erst einmal alle schwarzen Striche auf der großen Buntkopie sorgsam nach. Dazu musste er einen Stift verwenden, der dünner war, als die schwarze Linie, die er gerade bearbeitete. So wurden alle markanten Punkte nachgezogen. 

 

Danach wurde der große BPZ eingescannt.

 

Auf dem Bildschirm angekommen wurde der BPZ mit einem Bildbearbeitungsprogramm wie z.B. Corel Draw verkleinert.  Die schwarzen Striche und die Verluste durch die Buntkopie wurden komprimiert. Sie waren nicht weg, sie waren jetzt nur so klein, dass man es nicht mehr ohne Lupe sah. 


Das Ergebnis wurde mit einem Tintenstrahldrucker auf Papier gebracht. 

 

Hier wurden verschiedene Papiersorten verwendet. Normales Kopierpapier genauso wie auch Faxpapier, oder dickes Fotopapier. Noch heute findet man hier und da einen solchen Faxpapierzettel. Bis in die frühen 2000er gab es sie überall. 

 

Damit sie möglichst echt aussahen, wurden sie anschließend mit Figuren zusammen in ein Ei gesteckt. So bekamen sie die für Ferrero BPZ typischen Knicke in den Rand. 

 

Von diesen Zetteln gab es nicht annähernd so viele, wie von den heutigen Fälschungen. Insgesamt dürften es nur ein paar Tausend Stück gewesen sein, von denen die meisten bis heute vernichtet wurden, oder eben auch noch in alten Sammlungen schlummern. Die Frage wird dann sein, ist es ein junger oder ein alter Sammler? Junge Sammler kennen oft nur die digitalen Fälschungen mit dem pixeligen (R) und Milch + Kakao Schild. Diese Eigenschaften sind auf den alten Zetteln gestochen scharf. 

 

Wir hoffen unser Bericht trägt dazu bei, auch die letzten "alten" Fälschungen zu finden. 

 

 

 

Bilder und Text: (R) FWH 2021